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Sanierung bei Molzbacher Rettungsarche nach Gelände-Kauf

Foto: Celina Lorei Aktuell bewohnen 14 Männer die Molzbacher Rettungsarche und werden von Pastor Kirill Kuznecov (ganz links) betreut. Gründerin Lina Vogel (rechts) kommt ab und an zu Besuch und führt Entwicklungsgespräche.                                                                                                     
Mitten im Herzen des Hünfelder Ortsteils Molzbach liegt die Rettungsarche, eine Selbsthilfe einrichtung für Suchtkranke. Vier Jahre lang haben sie den alten Klosterhof als Mieter genutzt, nun konnten sie das Gelände endlich kaufen und haben so einiges vor. Bislang bot das alte Wohnhaus des Klosterhofs Platz für 18 Bewohner, jeweils in Doppelzimmern untergebracht. Mit dem Kauf des gesamten Geländes im vergangenen Jahr kamen noch fünf weitere Zimmer und somit Platz für zehn weitere Jugendliche oder Männer im Kellergeschoss hinzu. Nach und nach sollen alle Räumlichkeiten saniert werden – vom Boden über die Wände bis hin zu den Decken.
Auch der alte Kuhstall wird Schritt für Schritt in ein richtiges Box- und Sportstudio umgebaut. „Ein befreundeter Boxclub aus Kassel musste sich aufgrund der Pandemie auflösen. Und so konnten wir allerlei Equipment von ihm übernehmen“, erklärt Pastor Kirill Kuznecov, der die Jungs betreut. Neben einem Boxring baumeln Boxsäcke von der Decke, auch eine Boxbirne steht bereit. Unterschiedliche Geräte bieten die Möglichkeit zum Krafttraining.
In einer daneben liegenden Scheune wollen die Männer eine kleine Autowerkstatt mit Hebebühne einrichten. Schon jetzt schrauben sie fleißig an ihren Autos herum. Andreas Klein, der gleichzeitig als Boxtrainer fungiert, ist gelernter Kfz-Mechaniker und zeigt den Jungs dabei den ein oder anderen Kniff.
Im gegenüberliegenden Schweinestall halten sie 17 Schweine, die später für die Schlachtung vorgesehen sind.


Was früher einmal Kuhstall war, beherbergt nun eine volle Boxstudio-Ausstattung und Kraftgeräte. In angrenzenden Stallungen werden Schweine (kleines Bild) gehalten.. Auf der großen Wiese grasen friedlich zwei Kälbchen, daneben flattern Gänse, nicht weit entfernt laufen Hühner über den Hof. Im Sommer soll hier ein Gemüse- und Obstgarten entstehen, immerhin versorgen sich die Bewohner komplett selbst. Aber nicht nur das: Alles, was auf dem Hof und in den Gebäuden saniert, erneuert und umgebaut wird, machen die Bewohner in Eigenregie. „Das ist ein Teil der Therapie, eine sogenannte Beschäftigungstherapie“, erklärt Lina Vogel, Gründerin und Leiterin der Rettungsarchen in Marburg und Molzbach, „Hier lernen sie die alltäglichen Dinge wieder kennen.
Sie bekommen eine Aufgabe, übernehmen Verantwortung – wie etwa für die Tiere – und kommen wieder in einen alltäglichen Rhythmus.“ 2002 kommt die ehemalige Versicherungskauffrau zum ersten Mal in Kontakt mit einem Suchtkranken und stellt fest: Da muss ich helfen. Zunächst gründet sie in Gießen eine Selbsthilfegruppe, aus der dann wenig später die Rettungsarche in Marburg (2006) hervorgeht. Seit 2011 besitzt die Einrichtung sogar die Anerkennung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration. Das bedeutet, dass sie Straftäter, denen die Nutzung des Paragraphen 35 des Betäubungsmittelgesetzes ermöglicht wird, aufnehmen kann. Die Verurteilten können sich in eine Therapie begeben, anstatt ins Gefängnis zu gehen oder ihre gesamte Haftstrafe abzusitzen. „Wir wollen ihnen eine Perspektive und die Chance auf ein sucht freies Leben bieten. Die Jungs glauben langsam wieder an sich“, freut sich Vogel. Ob Koch, Pfleger, eine Sportausbildung oder doch ein Studium – die Zukunft der Männer, nimmt langsam wieder Gestalt an. „Wir haben noch unser ganzes Leben vor uns. Das wollen wir sinnvoll gestalten. Und den Startpunkt dafür schaffen wir hier zusammen“, sind sie sich einig.