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Sozialwerk „Rettungsarche e.V.“ – eine Erfolgsgeschichte

V.l.n.r: Roland Rauschmayer; Vorsitzende der „Rettungsarche e.V.“ Lina Vogel; Büroleiter der LBHS Carsten Becher; Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf; Ralph-Dieter Wilk von der Suchthilfestiftung Heidelberg; Frau Annette Ohrmann, Unterstützerin „Rettungsarche e.V.“; Waldemar Bechler, Leiter der Wohngemeinschaft © „Rettungsarche e.V.“

Ebsdorfergrund.

Im Dezember besuchte die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, das Sozialwerk „Rettungsarche e.V.“ in Ebsdorfergrund bei Marburg, das seit dem Jahr 2011 vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration als Drogentherapieeinrichtung anerkannt ist. Die Vorsitzende der Selbsthilfeeinrichtung, Frau Lina Vogel, informierte über das Projekt „Hinführung jugendlicher und junger erwachsener Spätaussiedler mit einer Drogenproblematik in die Lebens- und Arbeitswelt“, das in diesem Jahr mit Fördermitteln des Ministeriums zur Integration von Spätaussiedlern gestartet wurde.

Das Sozialwerk fordert von jungen suchtkranken, überwiegend  russischsprachigen Spätaussiedlern ein Leben ohne Drogen jeglicher Art. Die  „ Rettungsarche“ bietet  den

Hilfesuchenden einen stabilisierenden Alltag in einer  Wohngemeinschaft von Betroffenen aus  ähnlichem und damit vertrautem kulturellem Umfeld mit handwerklicher und landwirtschaftlicher Arbeit. Die Wohn- und Lebensgemeinschaft funktioniert nach dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Bereits länger in der „Rettungsarche“ lebende ehemalige Drogenabhängige helfen den Neuankömmlingen aufgrund eigener Erfahrungen und durch ihre Vorbildfunktion auf dem Weg in ein drogen- und suchtfreies Leben.

Die Vorsitzende der „Rettungsarche“ führte die Landesbeauftrage durch die Wohn- und Arbeitsgebäude und erläuterte das neue Projekt „Hinführung jugendlicher und junger erwachsener Spätaussiedler mit einer Drogenproblematik in die Lebens- und Arbeitswelt“. Das Projekt richte sich an Aussiedler, die nach ihrer Übersiedlung nach Deutschland wegen ihrer Suchterkrankung kaum Arbeitserfahrungen sammeln konnten. Voraussetzung für die Teilnahme sei, dass die erste Phase des Drogenentzugs abgeschlossen sei. Das Projekt verstehe sich als Vorstufe zu einer beruflichen Ausbildung. Die Heranführung an unterschiedliche berufliche Tätigkeiten und einfache Arbeitsabläufe in den vier Bereichen Hausverwaltung/Wartung, Küche/Hauswirtschaft, Landwirtschaft/Gartenbau und Renovieren/Reparieren, fördere und erleichtere die spätere Aufnahme einer Beschäftigung der erwerbslosen Spätaussiedler.
Erfreut zeigte sich die Vorsitzende über die hohe Akzeptanz des Sozialwerks bei den Einheimischen in Ebsdorfergrund. Es gebe ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis und zahlreiche Kontakte zu den Ortsansässigen. Die „Rettungsarche“ biete regelmäßig kulturelle Veranstaltungen an und „Tage der offenen Tür“, an denen sich die Einwohner über die Arbeit mit den Suchtkranken informieren können. Durch die Kontakte mit den Einheimischen würden nicht zuletzt die deutschen Sprachkenntnisse der Spätaussiedler stetig verbessert. Auch dies sei ein Ziel der „Rettungsarche“.
Heute verfügt die Rettungsarche dank großzügiger Spenden, Schenkungen und der Unterstützung anderer Hilfsorganisationen über drei Häuser. Im Haupthaus der Initiative in Dreihausen leben und arbeiten zurzeit 25 suchtkranke Männer mit Migrationshintergrund in einem landwirtschaftlichen Zweckbetrieb. Für mindestens zwölf Monate nehmen die Männer zwischen 20 und 40 Jahren an einer Suchttherapie teil, parallel dazu findet eine schulische oder berufliche Ausbildung statt. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ arbeiten und leben die Bewohner auf den Höfen und in den Zweckbetrieben gemeinsam mit ihren Betreuern, in der Regel erfolgreich therapierte Süchtige, die jederzeit vor Ort sind. Sämtliche Suchtmittel sind verboten. „Wir legen großen Wert auf eine individuelle Betreuung, auf Disziplin und Organisation“, erklärt die Vorsitzende. Bereits länger in der Gemeinschaft lebende Männer helfen und unterstützen die Neuankömmlinge. Pflichten und Arbeiten werden gemeinsam geplant und entsprechend den Fähigkeiten der Betreuten selbstverantwortlich übernommen und ausgeführt. „Wir haben hier eine enge Gemeinschaft wie in einer Großfamilie“, lobt die Theologin ihre „Jungs“.